Die Entwicklung des Immobilienmarkts in der Corona-Krise

Die Corona-Pandemie hat weltweit ganze Branchen in eine Krise gestürzt. Der Tourismus ist in vielen Ländern am Boden, die Kaufkraft der Menschen durch Arbeitslosigkeit, Gehaltseinbußen und Existenzängste gesunken. Welche Auswirkungen hat das auf den Immobilienmarkt? Lässt Corona die Immobilienblase platzen?

Zweifelsohne hat das Virus die Wirtschaft massiv unter Druck gesetzt. Viele Unternehmen stehen vor dem Ruin oder wissen nicht, wie sie das Jahr 2020 überstehen sollen. Diese Notlage betrifft auch Millionen Arbeitnehmer, die ihren Job verloren haben oder an ihre Ersparnisse müssen, um Rechnungen zu bezahlen. Es ist zu vermuten, dass aktuell kaum jemand an den Erwerb eines Hauses oder einer Eigentumswohnung denkt und die Immobilienpreise daher sinken. Doch weit gefehlt.

Die Sehnsucht nach Wohneigentum

In Deutschland stiegen die Kaufpreise im zweiten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahresquartal mit 6,8 Prozent deutlich stärker als die Mieten (3,1 Prozent). In den größten Städten ist das Wachstum weniger stark, was aber bereits vor der Krise zu sehen war. Auch in der Schweiz bleiben die Preise für Wohneigentum auf einem hohen Niveau. Das liegt nicht zuletzt an den weiterhin niedrigen Hypothekenzinsen, aber auch an der unverändert bestehenden Nachfrage. „Wer ein Haus mit Garten hat, profitiert davon in Krisenzeiten, wenn Spielplätze und Freizeiteinrichtungen schließen und Kontakte zu anderen Menschen auf ein Minimum reduziert werden sollen. Die Sehnsucht nach einem solchen Refugium ist groß“, ist Thomas Wos, Inhaber der WOS Swiss Investments AG, überzeugt. Bislang hat sich die Krise noch nicht auf die Zahlungsbereitschaft potentieller Käufer ausgewirkt, doch dieser Effekt könnte zeitversetzt eintreten.

Noch ist der große Knall aber nicht in Sicht. Im Gegenteil: Der UBS-Immobilienblasen-Index Schweiz sprang im zweiten Quartal 2020 auf 1,52 Punkte, dem höchsten Wert seit den 1990er-Jahren. Die Großbank erwartet einen weiteren Anstieg in den roten Bereich. Dass sich die Eigenheimpreise trotz Pandemie gegenüber 2019 verteuert haben, überrascht viele. Doch die Nachfrage ist noch immer höher als das Angebot. UBS rechnet aufgrund sinkender Haushaltseinkommen allerdings mit einem Ende des Aufwärtstrends.

Wenn sich die Wirtschaft von der Krise schnell erholen kann, die Immobilienpreise und das Hypothekarvolumen weniger steigen, dann wird sich auch der UBS-Immobilienblasen-Index abschwächen. „Bei Luxusimmobilien sehen wir bereits jetzt einen Effekt. Der eingebrochene Aktienmarkt hat sich auf das Vermögen einiger Käufer ausgewirkt und Unternehmer stellen private Investitionen zurück, um ihr Geschäft zu sichern“, erklärt Thomas Wos.

New Yorker Immobilienmarkt bricht ein

In New York hat die Corona-Pandemie den Immobilienmarkt wesentlich stärker getroffen als in Europa. In Manhattan fallen die Mieten rapide und dennoch stehen fünf Prozent der Wohnungen leer, das sind mehr als 15.000 Objekte. Für viele Menschen ist der Big Apple derzeit unattraktiv – die hippen Bars sind geschlossen, es finden keine exklusiven Partys statt. Der Lockdown hat das Leben in der Millionenmetropole zum Erliegen gebracht. Kaum jemand ist bereit, viel Geld für eine kleine Wohnung zu bezahlen, in der man gefangen ist. Hunderttausende haben die Stadt bereits verlassen.

Foto: Thomas Wos

In Europa hat die Krise hingegen vor allem den Markt der Gewerbeimmobilien getroffen. „In London sehen wir einen Einbruch bei der Nachfrage nach Büroimmobilien“, resümiert Thomas Wos, der Immobilien weltweit verwaltet. „Durch den Lockdown sind die Mitarbeiter vieler Unternehmen im Home-Office und es ist nicht klar, ob und wann sie in ihre Büros zurückkehren.“ Firmen zögern daher mit der Anmietung neuer Flächen, die Preise in den teuersten Lagen der britischen Hauptstadt sinken. „Spätestens 2022 könne aber auch hier eine Erholung eintreten, zumal es im Londoner Zentrum nur wenig neue Projekte gibt und die Rendite für Gewerbeimmobilien noch immer attraktiver ist als bei vielen anderen Anlageformen,“ prognostiziert Thomas Wos.

Gewerbeimmobilien stehen leer

Im Einzelhandel sehen die Zukunftsaussichten hingegen weniger rosig aus. Abgesehen von den Supermärkten hat die Pandemie viele Händler an den Rand des Ruins gedrängt. Der Lockdown zwang sie zur Schließung, viele konnten die Ladenmiete nicht mehr bezahlen, weil die Umsätze fehlten. Die Menschen bestellten vermehrt online und werden diese Gewohnheit wohl so schnell nicht wieder ablegen. Zwar kehrt das Leben allmählich in die Shoppingcenter zurück, doch nicht wenigen ist die Lust am Einkaufen vergangen. Die gestundeten Mieten müssen die Händler dennoch zurückzahlen – Ende 2020 wird sich zeigen, wer dazu überhaupt in der Lage ist.

Für Investoren sind Gewerbeimmobilien derzeit also ein echtes Wagnis, das kaum jemand eingehen will. Es gibt jedoch auch Ausnahmen. Im Bereich Health Care und Logistik wird weiterhin in Immobilien investiert, da diese Asset-Klassen als wenig krisenanfällig gelten. Das meinen 65 Prozent der 150 professionellen Immobilieninvestoren, die im aktuellen Immobilien-Investitionsklima-Index von Union Investment in Deutschland, Großbritannien und Frankreich befragt wurden. Mehr als 50 Prozent gehen übrigens davon aus, dass sich der deutsche Immobilienmarkt am schnellsten von der Krise erholen wird. Städten wie Berlin und Frankfurt am Main haben hier das meiste Potential. Aber auch in Paris, London und Stockholm ist man optimistisch, dass sich der Immobilienmarkt mittelfristig wieder positiv entwickeln wird.

1 Kommentar zu „Die Entwicklung des Immobilienmarkts in der Corona-Krise“

  1. Ja, da hat der Herr Wos Recht. Ich gehe auch davon aus, dass es genau in diese Richtung gehen wird.
    Corona wird noch viele Pleiten grade im Immobilienmarkt auslösen. Eine Besserung ist direkt nach Corona auch nicht in Sicht, denn die Erholung wird Zeit in Anspruch nehen.

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